„Die Methode der Arbeitsjournale sind eine wiederkehrende Praxis im Werk von Chodzinski. Zwischen Auslegeordnung, Projektplan, Vorstudie, Zieldefinition und Standortbestimmung beginnt nahezu jede thematische Auseinandersetzung mit einem solchen Arbeitsjournal, das unterschiedliche Elemente miteinander verbindet und Relationen herstellt.
Das Arbeitsjournal: Führung ist in Auseinandersetzung mit der Organisationsberatung Metaplan entstanden und mündete in eine Veröffentlichung in dem Unternhemens-Magazin versus.
Legende. Arbeistjournal: Führung
01. Datenblatt einer Messung aus der Trigeminusneuralgie mit Notizen zum Thema Hirnforschung, Wahrnehmungsgewohnheiten und Hypothesen zur Informationsverarbeitung von Organisationen. Notiz, Februar 1999.
02. Alfred Georg Frei: Der Mann, der Davos erfand – Wie der linksradikale Asylant Alexander Spengler aus einem stillen Alpenwinkel den Ort machte in dem diese Woche wieder die Welt konferiert. Aus: DIE ZEIT, Nr. 5 vom 23. Januar 2003, Seite 78,
03. Ulrich Krakel: Gefangen im Land der Oligarchen – Die Ukraine finde keinen Ausweg aus ihrer Dauerkrise. Aus: Tages-Anzeiger, Dienstag, 13. Dezember 2011, Seite 8.
04. Kann ich Eisbär werden? (Bilder von Eisbergen). Zeitungsausriss, Herkunft unbekannt, ca. 2001
05. Thomas Hahn: Die Stadt spricht – Twitter? Facebook? Nichts ist besser als die guten, alten Zettel an Bäumen und Laternen. Aus: Süddeutsche Zeitung, Nr. 198, 27./28. August 2016, Seite 10. Bildunterschrift: „Die Macht der Zettel: Protestaktion der Pro-Demokratie-Bewegung in Hongkong mit bunten Post-its.“
06. Kanzleibogen (unbeschrieben), kariert Din-A2.
07. Studie zu geplanten Verdichtungen, Bleistift auf Papier, 2016
08. Perspektive: Inhalt. Vermittlungschart der Chodzinski-Noppeney-Consulting, ca. 2001
09. Perspektive: Prozess. Vermittlungschart der Chodzinski-Noppeney-Consulting, ca. 2001
10. Perspektive: Form. Vermittlungschart der Chodzinski-Noppeney-Consulting, ca. 2001
11. 2 kleine Teller, Werkskantine AEG, undatiert.
12. Skizze zur Berechnung der Doppelhelix-Struktur, James Watson/Linus Pauling, 29.Nov 1952. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 50, 28. Februar 2003, Seite 36
13. Die wirrsten Grafiken der Welt: Virtuelles für Personalmanager. In: Die tageszeitung (taz), 16. August 2002, Seite 16
14. Sibirische Tiger beim Baden im Leipziger Zoo, Fotografie, 1999
15. Ohne Titel (Matrix-Organisation auf ungeklärter Historie). Zeichnung. Bleistift, Tinte, Post-its auf Papier, Din-A-3, 2016
16. Ohne Titel (Ablauforganisation mit informellen Strukturen). Zeichnung. Bleistift, Tinte, Kleberechtecke, Post-its auf Papier, Din-A-3, 2016
17. Ohne Titel (Business Units in Traditionsunternehmen). Zeichnung. Bleistift, Tinte, Klebepunkte auf Papier, Din-A-3, 2016
18. Postkarte: Bob Thomas, Working Class Britain, 2000
19. Besen
20. Ohne Titel (Global agierender Konzern). Zeichnung. Bleistift, Tinte, Post-its, Klebepunkte, Klebeband auf Papier, Din-A-3, 2016
21. Ohne Titel (Business Units in Traditionsunternehmen II). Zeichnung. Bleistift, Tinte, Klebepunkte auf Papier, Din-A-3, 2016
22. Ohne Titel (Grassrootsbewegung, erfolgreich). Zeichnung. Bleistift, Tinte, Klebepunkte auf Papier, Din-A-3, 2016
23. Ohne Titel (Grassrootsbewegung, stagnierend). Zeichnung. Bleistift, Tinte, Klebepunkte auf Papier, Din-A-3, 2016
24. Männerwirtschaft – So funktioniert die deutsche Unternehmenskultur: Jeder misch bei jedem mit. In: Süddeutsche Magazin, Nummer 37, 12.September 2008, Seite 18f
25. Postkartenständer und Fliochart mit je einer Postkarte, die Josef M. Ackermann zeigt. Zwei Fotografien, 2001
26. Hendrik Ankenbrand: Unsere neuen Hungerlöhner – Sie kommen aus Rumänien und Bulgarien und machen Arbeiten, die sonst keiner will. Aus: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Nr. 43, 27. Oktober 2013, Seite 21. Bildunterschrift: Arbeiter im Schlachthaus.
27. Flüstertüte, Batteriebetrieb mit Aufnahme-Funktion
28. A.A.Huczynski/D.A.Buchanan: Organizational Behaviour. 2. bis 8., jeweils überarbeitete Ausgabe, 1991 – 2013. Prentice Hall
29. aesthetics. Zeichnung. Filzstift und Kohle auf Papier, 30x40cm, 2009
30. Revue für postheroisches Management. Heft 01/07.
31. Patricia Pitcher (1997): Das Führungsdrama – Künstler, Handwerker und Technokraten im Management. Klett-Cotta.
32. H. Lachmayer/ E. Louis (1998(Hrsg.)): Work&Culture – Büro, Inszenierung von Arbeit. Ritter Verlag
33. B. Latour/P.Weibel (2005(Hrsg.)): Making Things Public – Atmospheres of Democracy
34. Orientalische Hochzeitsvase.
35. Min-Fog, portable Nebelmaschine.
36. 4 tiefe Teller, Werkskantine AEG, undatiert.
37. Armin Chodzinski (2007): Kunst und Wirtschaft – Peter Behrens, Emil Rattenau und der dm drogerie markt. Kadmos
38. Flüstertüte
39. Werkstatthocker, Buche, ca.1950
40. Nachbau, der Rickenbacker 325 Gitarre, mit der John Lennon 1964 in der Ed Sullivan Show „I want to hold your hand“ spielte.
Geleittext:
„Alles Durcheinander: Führung, Organisation, Autorschaft, Management, Regie, Intendanz, Ästhetik, Bild und Sprache, Wort und Strich, Ordnung und Chaos, Archiv und Ablage P.
Alles durcheinander und die Sehnsucht nach Übersichtlichkeit bekommt Konjunktur.
Alles ist miteinander Verwoben und alle sind von allen abhängig und das Wir wird ganz groß geschrieben: WIR! Aber die Ressource! Die Ressource, das bin ich selbst und verantwortlich bin ich! Sentimental werden die Geschichten von früher erzählt, Geschichten in denen ein Patriarch vorkommt, eine Regel, eine Hierarchie, ein Organigramm:
„Eines der Erfolgsgeheimnisse der AEG um 1900 waren die detaillierten Pläne der Werkstatteinrichtung, die der Gründer Emil Rathenau auf Papier entwickelte. Rathenau liess sich, nicht wie andere durch die Praxis in der Werkstatt beeinflussen, sondern organisierte mit Stift und Papier Maschinen, Prozessketten und Abläufe einfach neu. Auf einem weissen Blatt Papier ordnete er Maßstabsgetreu die Maschinen in der Architektur an, um Prozesse zu optimieren und sich dabei nicht von etwaigen Aufwänden, Schwierigkeiten oder ethischen Bedenken beeinflussen zu lassen. Das bestmögliche Ergebnis entstanden auf Papier ohne Rücksicht auf die diffizile Umsetzung, aber mit fachkompetenter Expertise. Ein Papier, ein Plan, eine Zeichnung als Anweisung, Führung als Befehl und alles andere ist Material. Rathenau hatte sich wahrscheinlich viel zu erzählen mit dem Künstler Peter Behrens, der an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule Kompositionsübungen auf Papier als die Grundlage eines künstlerischen Schaffens predigte, das in der Gesellschaft wirksam werden wollte. Es ging auch um Zeichnung als Behrens zum künstlerischen Beirat der AEG berufen wurde: Der Künstler, der durch die Zeichnung die AEG zwischen Produkt, Architektur, Werbung, Logo als Heilsbringer für die Welt erschaffte und Rathenau, der mittels Zeichnung Effizienz, Prozessoptimierung und theoriebasierte Führung in Produktion und Logistik realisierte.“
Die Anweisung, die totalitäre Behauptung hat sich nicht nur in der Kunst ad absurdum geführt, sondern ist in allen gesellschaftlichen Feldern, dem Dialog gewichen, dem Zeigen, dem Diskutieren, dem Ver- und Aushandeln. Die Welt ist nicht wirklich komplexer geworden, aber die Komplexität ist sichtbarer. Die Zugänglichkeit und Verfügbarkeit des Wissens macht es nicht eben einfacher und die Sprache kommt ein uns andere Mal an ihre Grenze. Wenn der Vertriebsleiter im Handelskonzern vor 20 Jahren der Nachfrage einer Angestellten mit einem lauten „Ich geb’ Dir gleich Warum!“ begegnete, war das damals schon nur noch als Witz zu verstehen.
Abbilder von Organisationen als Mittel oder Vergegenwärtigung von Führung beruhigen vielleicht den ein oder anderen, aber mit der Wirklichkeit haben diese nur wenig zu tun. Wir sehnen uns danach, das die Verbindung zweier Punkte eine gerade Linie ist, das es ein Oben oder ein Unten gibt, das alle Verbindungen sichtbar sind und ansonsten betrachten wir schöne Eisberge und finden Synonyme für das Unbekannte: UROG. Die Organisation als mythische Erzählung. So wie die Künstler lernen mussten, das es keine Autonomie gibt, das alles immer einen Kontext und einen Leistungsort hat, so ist dies in allen anderen gesellschaftlichen Feldern auch zu lernen: Die Verhältnisse wechseln, die Kontexte verändern alles, die Methoden sind nicht universell und das Eindeutige nichts weiter als eine Vereinbarung – eine temporäre Vereinbarung.“
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